Buchpräsentation Zdenka Becker

von: 21.03.2019 bis 21.03.2019
Event: 21.03.2019 19:00

Humorvoll, spannend und berührend erzählt die Migrantin Bea von ihrem Ankommen in Österreich und den ersten Gefühlen zu ihrer neuen Heimat. Die in Radlberg lebende Autorin Zdenka Becker wird ihren neuen Roman am Donnerstag, 21. März, um 19 Uhr, im Stadtmuseum St. Pölten vorstellen.

BILDER des Events

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Wie lange dauert es, bis der innere Sturm, der während der Flucht in einem entsteht, verebbt? Wie lange dauert es, bis drohende Gefahr vergeht, ein sicherer Hafen in Sicht ist, bis man landet? Wie lange dauert es, bis Heimatgefühl entsteht, die verletzten Wurzeln regenerieren, sich mit der geborgten Erde vereinen, bis man die Sonne und den Mond entdeckt, aufblüht und gedeiht, bis man ein Teil des neuen Ganzen wird? Fragen über Fragen, die nur der beantworten kann, der die Flucht überlebt hat und bei sich angekommen ist. Bea Burger, vor vielen Jahren nach Österreich immigriert, erlebt viele Stationen der Integration, kämpft gegen Bürokratie, verleugnet ihre Herkunft, wird krank, nimmt verschiedene Jobangebote an und wird schließlich Deutschlehrerin für Flüchtlinge. Je mehr sie sich mit Menschen beschäftigt, die ihr Zuhause verlassen haben, umso besser versteht sie ihre eigene Existenz. Sie, die vierzig Jahre gebraucht hat, sich als Österreicherin zu fühlen, ohne über ihren Akzent und ihre eigene Identität nachzudenken, wird endlich „ein fesches Dirndl“.

 

Zdenka Becker über »Ein fesches Dirndl

„1975 kam ich der Liebe wegen nach Österreich und war von dem Land zunächst begeistert, dann schockiert, deprimiert, aber auch motiviert. Es war nicht leicht, die Koffer mit dem Wissen, dass es für immer ist, zu packen, aber noch schwerer war es, den Kampf gegen das Fremdsein aufzunehmen. Es dauerte sehr lange, bis ich mich richtig heimisch fühlen konnte, doch erst 40 Jahre nach meiner Ankunft war ich so weit, mir nicht nur ein Dirndl zu kaufen, sondern mich darin wohl und „echt“ zu fühlen. Und ich fragte mich: Bin ich jetzt integriert? Aus dieser Überlegung heraus begann ich diesen Roman zu schreiben. Plötzlich tauchten alte Erinnerungen und Gefühle auf und die Geschichte meiner Ankunft in Wien und Niederösterreich nahm Formen an. Meine ursprüngliche Absicht war, sie für meine Kinder und Enkelkinder festzuhalten. Heute widme ich sie allen Lesern, die Ähnliches mitgemacht haben, offen für Neues sind und die das Fremde nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung ansehen.“

 

Humor als Überlebensstrategie

 „Die Nachbarn heißen mich in ihrer Mundart willkommen, die im ersten Moment nur entfernt an die deutsche Sprache erinnert, sagen ein „O“, wo ein „A“ hingehört, und schlucken Endungen, aber vor allem bezeichnen sie Gegenstände und Tiere mit Namen, die in keinem Duden zu finden sind. Als ein Iltis fast jede Nacht mehrere Müllsäcke im Dorf zerreißt und Abfälle durchwühlt, suchen sie nach einem „Ödeis“, den ich für ein mir vollkommen unbekanntes wildes Tier halte, bis ich ihn einmal auf unserer Terrasse herumspazieren sehe. Sie „hackeln“, wenn sie in die Arbeit gehen, essen zu Ostern „klane Lamperln“ oder „Hosn“, sie gehen oder fahren „owi, umi, aufi“ oder gar „grade fiere“, bezeichnen sich oder manchmal auch andere als „dramhappad“ und ärgern sich, wenn jemand etwas „fladert“. Und noch ein sehr oft vorkommendes Wort ist mir ein Rätsel: „khopt.“ Was ist denn das? „I hob wos khopt.“ Die kehligen Laute, die nicht meine sind, kratzten im Ohr. Wer soll die Einheimischen nur verstehen?“

 

Zdenka Becker wurde in Tschechien geboren, wuchs in der Slowakei auf und übersiedelte 1975 nach Österreich. Sie ist Absolventin der Wirtschaftsuniversität in Bratislava, in Wien studierte sie am Dolmetschinstitut. Ehe sie sich dem kreativen Schreiben zuwandte, arbeitete sie als freie Journalistin, Übersetzerin, Dolmetscherin und unterrichtete in verschiedenen Kursen Deutsch als Fremdsprache. Der Faszination für fremde Länder, Menschen und Sprachen folgend bereiste sie Europa, USA, Korea, Indien, China und Teile von Afrika. Becker spricht fünf Sprachen, in denen sie auch denkt und träumt. In ihrem Dasein fühlt sie sich als Slowakin, Österreicherin, Europäerin und Weltbürgerin.

Eine Veranstaltung der Stadtbücherei St. Pölten in Kooperation mit dem Stadtmuseum.

Musikalische Umrahmung: Alexander Greiml

Eintritt frei

 

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Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten